nach dem Heilpraktikergesetz
„Ich bin dermaßen urlaubsreif, ich gehe auf dem Zahnfleisch“. Diesen und ähnlich klingende Sätze kennen wir alle und auch das Gefühl dazu sollte dem einen oder anderen hinlänglich bekannt sein.
Ich möchte ein grobes Rechenbeispiel aufzeigen, wie sich unsere Lebenszeit zusammensetzt:
Bei 365 Tagen im Jahr (100%) davon sind ca. 220 Arbeitstage (60%) mit ca. 104 Wochenendtagen (29%) und einem Zeitanteil Jahresurlaub von max. 30 Tagen (8%). Selbst ganz grob überschlagen wird für mich sichtbar, wie wenig Anteil unsere Wochenenden und gar unser wohlverdienter Jahresurlaub ausmacht. Da erscheint es mir umso logischer, auch die Arbeitsalltage mit einem Hauch von Urlaub und -aus dem Alltag entfliehen- Aktionen zu füllen. Aber wie kann ich zwischen Heimreisen im Feierabendverkehr, Haushaltsführung, Termindruck und anderen Notwendigkeiten die der Alltag nun mal von uns verlangt, Platz für Urlaubsfeeling schaffen?!?
Die größten Ereignisse, das sind nicht unsere lautesten, sondern unsere stillsten Stunden.
Friedrich Wilhelm Nietzsche, deutscher Philosoph, 1844 – 1900
Nichts fühlt sich mehr wie eingestaubter Alltag an als immer in Automatismen durch den Tag zu dümpeln. Immer der gleiche Ablauf, immer das gleiche Leben. Ich weiß, wer sich ein bisschen mit dem Thema beschäftigt, hat davon schon mehrmals gehört. Nur sowas auch wirklich in den Alltag zu integrieren, das ist die Schwierigkeit. Nehmt euch doch mal einen Sonntagabend fünf Minuten Zeit. Schreibt für jeden Tag eine Kleinigkeit auf, die ihr in kommender Woche anders machen wollt. Somit habt ihr nur eine Sache verändert und das kann Lust auf mehr machen. Vielleicht putzt ihr mal mit links die Zähne, nehmt einen anderen Weg zur Arbeit, schlaft mit dem Kopf am Fußende, esst morgens mal deftig statt süß….Auch zwischenmenschliche Automatismen dürfen durchbrochen werden. Fangt doch mal mit jemandem ein Gespräch an, dem ihr sonst nur ein leises Hallo hervorgebracht hättet oder lächelt einem wildfremden Menschen zu, als wäre dieser ein lange vermisster Freund. Die Reaktion eurer Umgebung wird auch in euch was auslösen. Wie so oft gilt auch hier: Machen ist wie wollen, nur krasser! ; )
Was macht für euch Urlaub aus? Nichts tun? Das tummeln an Strand und Meer? Ohne Wecker aufstehen? Für jeden von uns gibt es einen anderen schönen Gedanken an den Urlaub und die Gewissheit, warum man ihn unbedingt mal wieder nötig hat.
Eins jedoch ist für uns alle gleich, der Abstand zum Gewohnten. Im Urlaub sind wir an Orten, an denen es kaum, bis gar keine negativ-Konditionierungen gibt. Meistens ist alles fremd und neu. Wir sind super drauf (wir haben ja schließlich Urlaub) und das strahlen wir auch aus. Genau das strahlt zurück!
Kein Trigger (einen Vorgang auslösender Impuls) der uns wieder in altbekannte Automatismen fallen lässt. Wir sind im hier und jetzt und keine Gedanken an Spülmaschine ausräumen, Kinder vom Turnen abholen oder gar vor der lästigen Excel Datei hocken, stört unseren gegenwärtigen Zustand.
An dieser Stelle ein kleiner Tipp für die Menschen unter uns, die gedanklich, selbst im Urlaub, in Prozessen und Verpflichtungen verhaftet bleiben:
Trickst euch in Etappen aus! Schaltet für eine gesetzte Zeit eure Gedanken auf Vorbeiflug. Anfangs vielleicht nur 10 Minuten lang. Fragt euch: „was bringt mir dieser Gedanke jetzt in diesem Moment? Kann ich etwas erreichen oder bewirken, wenn ich in diesem Moment darüber nachgrüble!?!“ Natürlich nicht! Selbst die kreativsten Köpfe wissen darum, dass ein gesunder Abstand zu einem Thema, das Hirn neu befeuern kann. Dafür braucht es aber eben diese Denkpausen. Das mehrmals am Tag angewandt, kann euch die nötige Ruhe bringen und der Urlaub kann endlich das tun was er soll- zur Erholung führen.
Den ganzen Tag unter der Sonne, Meerwasser, Museen und Sehenswürdigkeit besuchen, spazieren gehen, grillen oder Fahrrad fahren, in einem kleinen Straßencafé sitzen und sich einfach nur freuen. Mindestens eine Aktivität aus eurem Urlaubstraum habe ich bestimmt getroffen, da bin ich mir sicher.
Wie oft stehen denn genau diese Dinge auf eurem Plan? Was hält uns ab, sowas auch unter der Woche oder am Wochenende zu starten? Na klar sind wir alle Gewohnheitstiere und haben nun mal alle unsere kleinen bequemen Rituale. Zum Beispiel mit der Tüte Chips vor Netflix oder der Glotze sitzen. Das will ich ja gar nicht verteufeln, denn auch das hat durchaus seine Berechtigung und kann, bewusst erlebt, auch wirklich schön sein. Da fällt es auch nicht so leicht, sich loszueisen und mal was ganz Anderes zu erleben. Es muss nicht jeden Tag sein aber immer wieder einen Abend oder ganzen Tag mit Besonderheiten planen, dürfte realisierbar sein.
Schnappt euch ein großes Blatt Papier und schaut euch am besten vorher eure schönsten Urlaubsbilder an. Nun schreibt alles auf das Blatt, was sich für euch so richtig nach Urlaub anfühlt. Hier bezieht euch doch bitte eher auf Gegenstände, Speisen, Gerüche, Gefühle etc.
Hier könnte dann sowas stehen wie Sand an den Füßen, der leckere Cocktail an der Pool-Bar, der Geruch von Sonnencreme auf der Haut o.ä.
Was weckt das Urlaubs-Ich in euch? Tragt an grauen Tagen Sonnencreme auf die Unterarme auf oder bereitet euch mal einen richtigen Cocktail zu und setzt euch mit chilligen Urlaubklängen auf Balkon oder Terrasse. Ihr seht sicher schon was ich meine und wo die Reise hingehen soll. Die Summe der kleinen Dinge, machen euer Leben aus!
Mal eben ein Wochenende in eine andere Stadt fahren und dort ein Kurzversion Urlaub einfangen kann uns neue Kraft geben. Doch so ein oder auch mehrere Kurztrips können ganz schön finanziell zu Buche schlagen und nicht jeder kann sich ein Hotel und die Spritkosten zum ersehnten Ort, mehrmals im Jahr, leisten. Muss es denn wirklich immer das Hotel inkl. Frühstück sein? Jeder hat seine eigene Komfortzone und das ist auch gut so. Der eine braucht zur völligen Entspannung eben ein 5* Haus mit drei Gänge Menü. Genau das könnte aber auch zum Durchbrechen altbewährte Automatismus genutzt werden. Ein einfaches Bed & Breakfast oder eine Nacht unter den Sternen – im Zelt (schöne Umschreibung fürs campen ; )) tun es ja ab und an vielleicht auch. Sucht mal in eurer unmittelbaren Umgebung nach tollen Plätzen. Ich verspreche euch da gibt es mehr als wir annehmen. Selbst eine Touristen Busfahrt durch die eigene (Haupt)Stadt kann uns in Urlaubsstimmung versetzen.
Ihr seht es gibt diverse Möglichkeiten. Manchmal braucht es nur einen kleinen Gedankenschubs und ein paar Minuten Zeit um Neues zu entdecken und zu planen.
Wisst ihr das das Wort Urlaub ursprünglich vom altdeutschen Wort Urloub abstammt? Es bedeute schlichtweg „Erlaubnis“! Die Erlaubnis sich entfernen oder verabschieden zu dürfen. Also gebt euch immer wieder selbst die Erlaubnis euch von eurem Alltag zu entfernen.
Toller Artikel.
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